Tagbergschützen sind gut gerüstet

Am kommenden Sonntag starten die Gundelsdorfer Tagbergschützen mit ihrer ersten Mannschaft in eine neue Saison in der Oberbayernliga West, und auch heuer wieder wollen die Gundelsdorfer ganz oben mitschießen. Nachdem man in den beiden Jahren zuvor erst am Qualifikationsschießen in München-Hochbrück gescheitert ist, will man heuer einen neuen Anlauf nehmen. Und wie Gottfried Schmid, der Sportliche Leiter bei den Tagbergschützen, verlauten ließ, ist sein Kader heuer noch stärker als in den Jahren zuvor. Er umfasst neun Schützinnen und Schützen, die zwischen 380 und 390 Ringe schießen. Doch Schmid gibt die Favoritenrolle weiter an die zweite Mannschaft von Germania Prittlbach, dem Absteiger aus der Bayernliga. Sie sind für ihn der absolute Topfavorit. Und wenn die Gundelsdorfer am 4. November in Bayerdilling auf die Prittlbacher treffen, freut er sich da ganz besonders auf ein Wiedersehen mit deren Topschützen Erich Schallmair, einem gebürtigen Sielenbacher. Am Sonntag jedenfalls müssen die Gundelsdorfer ins entfernte Peiting reisen, wo sie um 11.15 Uhr auf Pobenhausen treffen und um 13.15 Uhr auf Alberzell.

Und Gottfried Schmid hat hier die Qual der Wahl, seine Leute sind topfit. Wer letztendlich schießen wird, das entscheidet er erst kurz vor dem ersten Wettkampf. Wie er sagt, er müsse seinen Leute nur ins Gesicht schauen, dann weiß er ob die- derjenige fit ist oder nicht. Als ziemlich sicher gilt jedoch, dass die 16-jährige Viktoria Ammler an Position eins schießen wird, ebenso wie an Position zwei der Neuzugang Roland Obermaier, der von den Eichenlaubschützen Unterstall zu den Tagbergschützen gekommen ist.

Die Biografie des 51-jährigen Roland Obermaier liest sich wie ein tragischer Roman mit einem halbwegs gutem Ausgang. Im Jahre 1984 war er ein junger kerngesunder Bursche, der damals schon für die Eichenlaubschützen Unterstall schoss, und damals schon hervorragende Ergebnisse aufweisen konnte. Er war eines tages mit seinem Moped unterwegs, als ihn ein Autofahrer runter fuhr. Er kann sich nur noch daran erinnern, dass er über ein Auto flog. Die niederschmetternde Diagnose hieß, Halswirbelbruch und vom Kopf abwärts gelähmt. Doch er hatte großes Glück im Unglück. Die Nerven vom Hals abwärts waren nicht komplett durchtrennt, es gab noch Reflexe. Vom Krankenhaus in Augsburg ging es direkt ins Unfallkrankenhaus nach Murnau, wo er die nächsten beiden Jahre verbrachte. Und die nächsten zehn Jahre sah er vom Rollstuhl aus die Welt von unten. Doch da er ein unheimlich zäher Bursche ist, begann von nun ab die Zeit des Kämpfens für ihn. Den Lebensmut gaben ihm seine Familie, seine Freunde und natürlich seine Schützenkameraden. Er fühlte sich nie alleine gelassen. Sie holten ihn ganz einfach raus von zu Hause. Und, er wollte wieder schießen. Und sein ganz großes Glück war, dass bei ihm noch zwei Finger richtig funktionierten, von der rechten Hand der Daumen und der Zeigefinger. Genau die beiden, die er fürs Schießen benötigte. Und er kämpfte sich zurück ins Leben. Er heiratete und hat heute einen 21-jährigen Sohn. Heutzutage kann er eine Strecke von ca. 200 Meter ohne Gehhilfe zurücklegen. Er ist gelernter Elektriker und arbeitet heute als EDV-Kaufmann bei der Arbeiterwohlfahrt. Zum Schießen allerdings braucht er einen speziellen Rollstuhl. Die Rückenlehne ist dabei dem Grad der Behinderung angepasst. Der Rollstuhl selber wird von einem Sportarzt vom Verband abgenommen.

Und wie gut Roland Obermaier darin schießt, hat er heuer schon mehrfach unter Beweis gestellt. Bei der deutschen Meisterschaft in München-Hochbrück schoss er in der Behindertenklasse SH 1, wo er sich mit 612,8 Ringen auf 60 Schuss den deutschen Vizetitel holte. Besser als er war nur Kevin Zimmermann aus dem hessischen Wissen mit 615,2 Ringen. Und wie gut er in der neuen Saison schon für die Tagbergschützen trifft, stellte er vor kurzem unter Beweis. Er schoss in der zweiten Mannschaft mit und schoss das Traumergebnis von 395 Ringen. Und für die nahe Zukunft hat er zwei Ziele vor Augen, erstens mit den Gundelsdorfern in die Bayernliga aufzusteigen und zum andern den deutschen Meistertitel in seiner Klasse.

 

Bericht: Josef Mörtl

 

 

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